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Erlöserkirche in Jerusalem – ein evangelischer Traum

Die evangelische Erlöserkirche in Jerusalem hat deutsche Wurzeln. Kaiser Wilhelm II forcierte den Bau – und provozierte damit Katholiken. Die Geschichte der Erlöserkirche.

An der Erlöserkirche in Jerusalem führt die Via Dolorosa vorbei. Zu normalen Zeiten folgen täglich tausende Christen dem schmalen Sträßlein durch die arabische Altstadt Jerusalems, dem Kreuzweg ihres Herrn. Der Weg endet in der berühmten Grabeskirche – nahe der weniger bekannten Erlöserkirche. Ein Abstecher hierher lohnt sich!


Erlöserkirche Jerusalem: Turm und Standort 

Der 40 Meter hohe Glockenturm der Erlöserkirche ist weithin sichtbar und gehört zu den markantesten Bestandteilen der Silhouette Jerusalems. Er ist begehbar und bietet einen fantastischen Ausblick. Die Kirche selbst ist eine dreischiffige Basilika, die aus ockerfarbenem Kalkstein im neuromanischen Stil erbaut wurde.

Die Erbauer der Erlöserkirche gingen davon aus, dass es sich bei dem Ort unter der Erlöser- und Grabeskirche um den ursprünglichen Berg Golgotha handelt. Die Lage lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit bestimmen, da die oft zerstörte und wieder aufgebaute Heilige Stadt aus vielen Schichten besteht.


Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem

Eingeweiht wurde die Kirche im Jahr 1898 von Kaiser Wilhelm II persönlich. Das Heilige Land war damals noch Teil des Osmanischen Reichs. Der deutsche Herrscher bestand darauf, standesgemäß hoch zu Ross in Jerusalem einzureiten. Sechs Pferde hatte der Kaiser dafür aus Berlin mitgebracht – neben 500 Maultieren und 110 Koffern. Das stellte Sultan Abdul Hamid II allerdings vor ein Problem: Denn laut orientalischer Tradition hätte ein triumphaler Einritt des fremden Herrschers durch ein Stadttor eine erfolgreiche Eroberung symbolisiert. Man fand eine Lösung: Kurzerhand wurde ein Teil des Jerusalemer Stadtgrabens aufgefüllt und ein neuer Zugang neben dem Jaffa-Tor geschaffen. 

21 Kanonenböller begrüßten den Kaiser. Die türkische Armeekapelle spielte die deutsche Nationalhymne und die Jerusalemer jubelten dem Deutschen zu. Was vermutlich auch daran lag, dass extra für den hohen Gast überall in der Stadt Verschönerungs- und Renovierungsarbeiten stattgefunden hatten. Sogar das marode Abwassersystem war erneuert worden.

Das Engagement des Kaisers für die deutsche und evangelische Präsenz in Jerusalem und die Kontaktpflege zum Sultan wurde allerdings nicht überall gern gesehen. Im Ausland und in katholischen Kreisen warf man dem preußischen Herrscher vor, er wolle sich auf eine Stufe mit Konstantin dem Großen stellen.


Lutherische Erlöserkirche in Jerusalem

Zur Zeit des letzten deutschen Kaisers galt eine evangelische Kirche in Jerusalem ohnehin als unglaubliche Provokation gegenüber der katholischen Kirche. Sich dessen bewusst, weihte Kaiser Wilhelm die Erlöserkirche in Jerusalem trotzdem genau am 31. Oktober ein – dem Reformationstag. Wohl als Geste der Versöhnung schenkte der Kaiser dafür aber am selben Tag den deutschen Katholiken ein Grundstück auf dem Zionsberg, das er zuvor dem Sultan abgekauft hatte. Die Depesche dazu kann heute im Archiv des Erzbistums Köln eingesehen werden. Auf dem geschenkten Grundstück bauten die deutschen Katholiken bald darauf die Dormitio-Kirche und ein Kloster.

Erlöserkirche Jerusalem Ausgrabungen

Heute ist die Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt immer noch eine deutschsprachige evangelische Kirche, in der ein reges Gemeindeleben mit regelmäßigen Gottesdiensten stattfindet. Unter der Erlöserkirche befinden sich Mauerreste, die lange Zeit für Reste der Jerusalemer Stadtmauer gehalten wurden – bis sich herausstellte, dass es nur Stützmauern  für abschüssiges Gelände waren, was wiederum die Theorie festigte, dass es sich hier um den Berg Golgotha handeln könnte. Gesichert ist allerdings, dass die Erlöserkirche in Jerusalem auf den Resten der alten Kreuzfahrerkirche „Santa Maria Latina“ errichtet wurde. Teilweise wurden die alten Ruinen noch zum Bau verwendet.


Erlöserkirche in Jerusalem – Neugestaltung 

Die Erlöserkirche wurde im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 und im Sechstagekrieg 1967 beschädigt. 1970 sollte sie deshalb von Grund auf neu gestaltet und modernisiert werden. Die Architekten ließen in einem Anfall von „Verbesserungswut“ die farbintensiven Wandbemalungen und Gestaltungselemente in der ursprünglich komplett ausgemalten Mittelapside und der Kanzel abtragen, zerstörten dabei Teile der historischen Ausstattung, entfernten den Altar und die dekorativen Zinnen auf der Kuppel.
 

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