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Tel Aviv, die Weiße Stadt am Mittelmeer

Als die Weiße Stadt entstand: Ein Rückblick in die Architektur-Geschichte der jungen Millionenmetropole Tel Aviv.

Das junge Tel Aviv in den 30er Jahren steht vor einer Herausforderung. Es gibt zu wenige Wohnungen und die steigenden Mietpreise sind für die vielen Einwanderer unerschwinglich. Denn innerhalb weniger Jahre hat sich die Einwohnerzahl auf 150.000 verdreifacht. Aus dem nationalsozialistischen Deutschland fliehen viele Juden. Sie hoffen, in der biblischen Heimat Sicherheit zu finden. 


Weiße Stadt – der Bauhaus-Stil in Tel Aviv

Junge jüdische Architekten aus Europa sind es schließlich, die die entscheidende Idee haben, wie man das Wohnungsproblem lösen könnte: Mit Häusern im Bauhaus-Stil. Denn diese Häuser werden praktisch gebaut: Es gibt keine unnötigen Verzierungen, kein unnötiges Irgendwas. So entsteht rasch neuer Wohnraum. 

Bei den Nationalsozialisten ist der Baustil verpönt. „Zu provokant“, urteilen sie. Die von Stil-Begründer Walter Gropius 1919 in Weimar gegründete Bauhaus-Kunstschule muss aufgrund der politischen Entwicklung 1925 erst nach Dessau, dann nach Berlin umziehen und schließlich schließen.

Hier in Israel, in Tel Aviv, findet der in Deutschland ungeliebte Baustil ein neues Zuhause. Die Ansammlung an Häusern im Bauhaus-Stil wird 2003 als Weiße Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt werden.

Davon ahnen die Architekten damals aber noch nichts. Für sie zählt erstmal nur, dass die vielen Menschen ein Dach über dem Kopf haben. 

Tel Aviv – die Weiße Stadt am Mittelmeer

Doch während sich die junge Stadt im stetigen Wachstum befindet, neue Architekturstile hinzukommen und sich der Fokus mehr auf den Bau von Hochhäusern richtet, gerät die Weiße Stadt in Tel Aviv in Vergessenheit. Die Fassaden verkommen, die Balkone werden zugemauert, weil die Hausbewohner mehr Wohnraum brauchen, manche Häuser der Weißen Stadt werden abgerissen, um Platz für Hochhäuser zu schaffen.

Die Weiße Stadt in Tel Aviv mit ihren über 4.000 Häusern rückt erst einige Jahrzehnte später wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Überrascht stellt man fest: Nirgends auf der Welt findet sich eine größere Ansammlung von Häusern im Bauhaus-Stil als in Tel Aviv.

Restaurierungsarbeiten beginnen, die Häuser der Weißen Stadt in Tel Aviv werden unter Denkmalschutz gestellt und dürfen nicht mehr abgerissen werden.

Merkmale des israelischen Bauhaus-Stils

Eines unterscheidet den israelischen Bauhaus-Stil vom europäischen Bauhaus-Stil. Anders als in Deutschland musste die Häuser der Weißen Stadt in Tel Aviv dem heißen Wetter angepasst werden. Deshalb sind die Merkmale des israelischen Bauhaus-Stils vertikale Lichtleisten, riesige Balkone und Flachdächer. Die Flachdächer werden hier in Israel zum erweiterten Wohnraum. Man trifft sich am Abend, um gemeinsam mit allen Hausbewohnern und Nachbarn den Feierabend zu genießen oder eine Party zu feiern.

Ihren Namen erhielt die Weiße Stadt in Tel Aviv, weil der Hitze wegen sämtliche Fassaden der Bauhaus-Häuser weiß gestrichen wurden. Die ursprünglich weiße Farbe ergraute allerdings im Laufe der Zeit oder erhielt einen leichten Gelbstich. 

Ursprünglich hatten die Häuser der Weißen Stadt außerdem drei oder vier Stockwerke. Die meisten Gebäude wurden aber nachträglich aufgestockt.


Die Weiße Stadt in Tel Aviv heute

Tel Aviv hat mittlerweile ein strenges Konzept für die Renovierung und Instandhaltung der Weißen Stadt entwickelt: Hochhäuser dürfen nur noch gebaut werden, wenn dafür Häuser in der Umgebung renoviert werden. Als Besonderheit wird Besitzern der denkmalgeschützten Häuser erlaubt, ihre Hausdächer als Baufläche für zwei weitere Stockwerke weiterzuverkaufen, wenn sie dafür das Haus fachgerecht sanieren lassen.

So entstehen in der Weißen Stadt in Tel Aviv manchmal spannende Baustil-Kombinationen aus alt und neu. Und diese sind fast wie ein Spiegel der israelischen Gesellschaft, die stets nach vorne geht, aber ihre Wurzeln nicht vergisst.

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