Die ältesten Kirchen der Welt: Byzantinische Kapelle in Megiddo
Israel, die Wiege des heutigen Christentums, ist reich an alten Kirchen und Kirchenruinen. In dieser Serie stellen wir einige der ältesten Kirchen im Nahen Osten vor. Beginnend mit einer byzantinischen Kapelle in Megiddo – entdeckt unter einem Gefängnis.
Es ist das Jahr 2005. Das Gefängnis von Megiddo soll ausgebaut werden, die Arbeiten haben schon begonnen, als Bauarbeiter bei den Grabungsarbeiten plötzlich auf archäologische Fundstücke stoßen. Die Altertumsbehörde wird informiert und beginnt mit den Ausgrabungen – mit der freiwilligen Mithilfe von 60 Häftlingen.
Tel Megiddo Israel in der Bibel – Armageddon
Dass hier archäologische Fundstücke entdeckt wurden, verwundert eigentlich nicht, immerhin ist das Gefängnis nicht weit weg vom legendären Tel Megiddo, dem Ort, an dem die Ruinen der antiken Stadt Megiddo gefunden wurden. Das antike Megiddo zählt zu den UNESCO Weltkulturerben. Die Gegend der archäologischen Fundstelle wird außerdem im Neuen Testament erwähnt – als Schauplatz der apokalyptischen Endschlacht.
Am Ort der Ausgrabungen stand vor zweitausend Jahren auch einmal das kleine jüdische Dorf „Kfar Othnai“. In der näheren Umgebung wurde während der britischen Mandatszeit eine Mikwe, ein jüdische Ritualbad, gefunden.
Megiddo Israel – antike Kirche
Die anfänglichen Funde bestanden aus Münzen, Keramik und einer handgroßen Götzenstatue. Schließlich, nach acht Monaten langer Arbeit, fanden die Archäologen und Helfer ein altes Gebäude mit den Maßen 6 x 9 Meter. Nachdem die eingestürzte, mit Fresken bemalte Decke entfernt wurde, fand sich auf dem Boden des Gebäudes ein Mosaik. Abgebildet sind drei altgriechische Inschriften, der Name Jesus Christus, geometrische Verzierungen und ein kreisförmiges Symbol mit Fischen – ein Zeichen, das Christen früher zur Erkennung nutzten.
Professor Leah di Segni von der Hebräischen Universität in Jerusalem übersetzte die antiken Inschriften: Eine Inschrift ist einem römischen Offizier mit Namen Gajanos gewidmet, der Sponsor des Mosaikbodens. Eine andere Inschrift spricht von einer Person mit Namen Akeptos, eines „Gottesliebhabers, der/die den Tisch dem Gott Jesus Christus zum Gedächtnis gestiftet hat“. In der letzten Inschrift werden die vier Frauen Primilia, Kyriake, Dorothea und Christa genannt. Das Besondere an dieser Kapelle ist, dass sie, anders als viele andere Kirchen, keinen Altar, sondern lediglich einen Tisch besaß, gespendet von ebenjenem Akeptos.
Archäologen vermuten, die Kirche stammt aus dem dritten oder vierten Jahrhundert nach Christus. Sie sei aber möglicherweise schon im ersten Jahrhundert genutzt worden, was sie zu einer der ältesten Kirchen der Welt machen würde.
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